Marc Antoni Nay – artista

Ich bin nach Quinten gezogen, weil ich den Blick auf den See suchte. Ich hatte das mal in der Ägais, auf Santorini, dort sogar aufs Meer, und sehnte mich nach der Nähe zum Wasser. 

Ich traf auf einen Ort, an dem sich eine alternative Lebensweise erhalten hat, ein Gegenmodell zur heute üblichen Siedlungsweise in der Peripherie, die stark auf das Automobil ausgerichtet ist, das eine rasche und bequeme Verbindung von den Zentren und Grossverteilern zum Eigenheim bzw. der Mietwohnung im Grünen sicherstellt. In Quinten ist das alles anders, wobei seit kurzem unklar geworden ist, ob wir hoffnungslos hintendrein oder der Zeit voraus sind.

Ich steh im 69. Lebensjahr, bin, finanziell betrachtet, in der „Verzehrphase“, minus das (nicht ganz) bedingunglose Grundeinkommen. Ich mach‘, na ja, wie soll ich dem sagen? Kunst? … ist für mich ein etwas unheimlicher Begriff, ist mir zu nahe bei künstlich. Ich mach surreale Werke, experimentiere, entdecke und erfinde und bin immer wieder überrascht, wo ich am Ende wieder gelandet bin.

meine Ausstellung mit Franz in Quinten

Wirkungsfelder

surreale Kunst

Was braucht es im Minimum, damit es noch die Vorstellung von etwas im Menschen auslöst, das es eigentlich nicht ist? Es braucht nicht viel. In Wolken, unter Bergspitzen und im Halbdunkel auch an Baumstämmen erkennen wir Gestalten und Gesichter. In dieser Sphäre zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegen sich unsere Figuren, auch wenn sie die Qualität der Werke ihres Vorbilds, der Natur bei weitem nicht erreichen.

Kunstgeschichte

Fünfundvierzig Jahre war ich als Kunsthistoriker unterwegs, am liebsten in den Bergen, in alten Häusern und im Mittelalter. Schwerpunkt war Graubünden, bzw. seine Vorgänger, der Freistaat der Drei Bünde und das bischöfliche Churrätien. Nach dem Studium unterrichtete ich vier Jahre an der Kantonsschule in Chur. Danach war mir klar, dass ein Vollzeitjob als Lehrer nichts für mich war. Ich unterrichtete über all die Jahre aber in Teilpensen, denn die Kunst zu vermitteln bereitete mir unheimlichen Spass. In der Kunstgeschichte findet man eine Fülle von unheimlich starken Partnern. Man muss ihnen bloss seine Stimme leihen, dann hören die jungen Leute stundenlang aufmerksam zu. Was schon Generationen verzaubert hat, verzaubert auch die heutige Jugend. Ich liebte meine Arbeit. Mein Wissen stieg mit jeder Lektion, mit jedem Referat, mit jedem Text, den ich zu Papier brachte. Als ich in den Ruhestand ging, war ich auf dem Höhepunkt. Aber eben: Danach kann es nur noch bergab gehen. Ich nahm die Abkürzung und wählte gleich den Neubeginn. Wobei, drei Jahre habe ich gebraucht, um vom Betrachten und Studieren zum Schöpferischen, vom Entdecker zum Erfinder zu wechseln.

Texte

Scheinbar schwerelos schwebt uns in der Au eine Ballerina entgegen. Sie tanzt in einem paradiesischen Garten, umgeben von Purpurglöcklein, Schwertlilien und Palmen. Unterstützt wird die Tänzerin in ihrem Schwung durch die Bewegung der Wellen auf dem See im Hintergrund. Bei Föhnsturm tanzt sie gegen den Wind an, der sie zum Wanken bringt. Am liebsten hat sie steifen Rückenwind von Westen, dann surft sie auf den Böen im Winde und dahinter auf dem See tanzen Schaumkronen auf den Wellen.

Aktuellste Beiträge von Marc Antoni Nay – artista

Nächste Events organisiert von Marc Antoni Nay – artista

Newsletter Anmeldung